Haleon-Gebro Consumer Health Care GmbH: Der Marktführer aus den Tiroler Alpen

Woran denken Sie, wenn Sie das Stichwort „Kitzbüheler Alpen“ hören? Wandern zu aussichtsreichen Gipfeln? Skifahren auf sonnigen Pisten? Alles korrekt! Dass aber auch ein österreichischer Marktführer im Apothekenmarkt seinen Sitz in den Kitzbüheler Alpen hat, wissen nur wenige.
Gebro ist fast allen Apotheken ein Begriff. Aber wer ist eigentlich Haleon?
Jochen Schilling: Vor zwei Jahren hat sich das britische Pharma-Unternehmen GlaxoSmithKline (GSK) dazu entschieden, den Bereich Consumer Healthcare abzuspalten. Der OTC-Bereich wurde damit zu einem eigenständigen Unternehmen: HALEON. Der neue Firmenname setzt sich aus dem altenglischen Wort „Hale“, das so viel bedeutet wie „bei guter Gesundheit“, und „Leon“ zusammen, was „Löwe“ bedeutet und damit für Stärke steht. Das heutige Gemeinschaftsunternehmen firmiert seit Mitte 2024 unter dem neuen Namen HALEON-Gebro. Außer dem neuen Firmennamen hat sich für die Apotheken und Endverbraucher nichts geändert. Das Markenportfolio und die Apothekenbetreuer blieben unverändert.
Warum haben sich Gebro und Haleon zu einem Joint Venture zusammengeschlossen?
Schilling: Dieses Konstrukt des Joint-Ventures ist einmalig und gibt es am österreichischen Pharmamarkt sonst gar nicht. Die heutige Haleon-Gebro entstand als Joint-Venture bereits 1974, als das österreichische Familienunternehmen Gebro Pharma mit der Schweizer Firma Zyma ein Unternehmen gründete, um den österreichischen OTC-Markt zu bearbeiten. In den Folgejahren wuchs das Unternehmen kontinuierlich. 1996 wurde das Joint-Venture aufgrund der Fusionen der Pharmafirmen Zyma, Ciba-Geigy und Sandoz zur Novartis-Gruppe in Novartis-Gebro umbenannt. Viele Jahre später kamen Novartis und GSK im Jahr 2014 überein, ihre Geschäftsbereiche mit rezeptfreien Arzneimitteln weltweit zusammenzulegen, somit wurde aus Novartis-Gebro die GSK-Gebro. Durch die Abspaltung der GSK Consumer Sparte firmiert das Joint Venture seit 2024 unter dem neuen Firmennamen Haleon-Gebro. Seither ist Haleon unabhängig und hat die zukünftige Entwicklung in eigenen Händen. Auch wenn sich im Laufe der Jahre die Partner im Joint-Venture geändert haben, ist die Gebro Pharma in all den Jahren als zuverlässiger Partner des Gemeinschaftsunternehmens immer erhalten geblieben.
Welche strategischen Vorteile bietet der Zusammenschluss speziell für den österreichischen Markt?
Schilling: Die Kombination aus beiden Unternehmenswelten macht das Joint-Venture so einzigartig. Zum einen haben wir mit HALEON eines der weltweit größten Healthcare Unternehmen als Eigentümer, was uns im Bereich Marketing und Produktentwicklung einen hohen Innovationsgrad bietet. Zum anderen bringt die Gebro ihre jahrzehntelange Expertise auf dem österreichischen Gesundheitsmarkt ein. Das Familienunternehmen Gebro mit seiner langen Tradition ist eines der letzten österreichischen Unternehmen, das am Standort Österreich noch alle Schritte der Wertschöpfung abdeckt: von der Entwicklung über die Produktion und das Lager bis zum Vertrieb. Das Erfolgsrezept ist somit eine Mischung aus Tradition und Innovation. Die Bewahrung von traditionellen Werten und Erkenntnissen der Medizin sowie der Einsatz von modernen und innovativen Produktionstechnologien bilden seit jeher das Fundament der Produkte der Haleon-Gebro.
In welche Richtung wird sich die Haleon-Gebro in Österreich weiterentwickeln?
Schilling: In der Vergangenheit trugen vor allem Switches von rezeptpflichtigen Wirkstoffen zum Unternehmenserfolg bei. Zu den erfolgreichsten Einführungen gehört sicherlich Voltadol. Seit seiner Einführung 2008 hat sich Voltadol Forte zur größten OTC-Marke in Österreich entwickelt und ist heute aus keiner Apotheke mehr wegzudenken. Aber auch neuere Switches wie Activir DUO (Aciclovir + Hydrocortison) entwickeln sich zum Marktführer in ihren Segmenten. Zukünftig wird der Fokus weiterhin auf der Entwicklung und Zulassung von Arzneimitteln liegen. Auch Switches von rezeptpflichtigen Wirkstoffen zu freiverkäuflichen OTC-Arzneimitteln werden eine Rolle spielen. Die Haleon-Gebro setzt weiterhin auf ihre starken OTC-Marken wie Voltadol, Otrivin, Chlorhexamed, Fenistil und Vitawund. Die Segmente Schmerz, Erkältung, Mundhygiene und Hauterkrankungen bleiben die wichtigsten Entwicklungsfelder.
Welche Rolle spielt die stationäre Apotheke im Gesundheitssystem?
Schilling: Die stationäre Apotheke bildet das Fundament eines modernen Gesundheitssystems. In vielen Fällen beginnt die Gesundheitsversorgung in den öffentlichen Apotheken. Sie sind die erste Anlaufstelle für viele gesundheitliche Fragen und ein wichtiger Wegweiser im Gesundheitssystem, auch gerade dann, wenn schnelle Hilfe benötigt wird. Die Apotheken bieten den Kunden die Möglichkeit, kleinere gesundheitliche Beschwerden eigenständig zu behandeln, ohne zuvor einen Arzttermin wahrnehmen zu müssen. Ein Punkt, der oft vergessen wird, ist die persönliche Beziehung und das hohe Vertrauen der Patienten zu ihrer Apotheke vor Ort. Eine gute Beratung und das richtige Medikament sind das eine, aber mindestens genauso wichtig für eine schnelle Genesung ist das persönliche Gespräch. Und das gibt es nur in der stationären Apotheke und dazu noch kostenlos mit einem Lächeln.
Wie wichtig sind die Selbstmedikation und das OTC-Segment für die Apotheke?
Schilling: Die stationäre Apotheke ist zurzeit der wichtigste Stakeholder im OTC-Markt und wird es für uns auch bleiben. Umfragen in Österreich ergaben, dass das auch die Apotheker:innen so sehen. Darüber hinaus trägt der Verkauf von OTC-Produkten zur finanziellen Stabilität der Apotheke bei, da diese Produkte oft höhere Deckungsbeiträge haben als verschreibungspflichtige Medikamente. Insgesamt fördert die Selbstmedikation die Kundenbindung und ermöglicht es Apotheken, eine breitere Palette von Dienstleistungen anzubieten.
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