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31. Mai 2023

Die richtige Piratenstrategie für die Apotheke

Service | PHOENIX
Die richtige Piratenstrategie für die Apotheke

Stefanie Voss ist eine Businessfrau mit Piratenseele.

„Mrs. Blackbeard“, wie sie genannt wird, ist Weltumseglerin, Buchautorin, Keynote Speaker und Coachingexpertin. Sie öffnet die Schatzkiste der Piraten und erklärt, warum Wagemut und Klarheit auch für Führungskräfte und Teams erfolgsentscheidend sind.

Wie steuert man das Apothekenschiff durch stürmische Phasen?

Stefanie Voss: Manchmal beginne ich meine Vorträge mit dem Satz: „Freuen Sie sich über den heutigen Tag, denn so langsam wie heute wird sich die Welt nie wieder drehen.“ Wer ein Problem mit den unkalkulierbaren und immer schnelleren Zeiten hat, muss sich dem stellen, dass es nicht mehr besser wird. Auf ruhigere Zeiten zu hoffen, ist unfassbar naiv. Die gute Seglerregel Nr. 1 lautet: Man arbeitet auf einem Schiff immer mit den Rahmenbedingungen, egal wie schwierig diese sind. Wetter, Mitsegler, Probleme am Schiff – es bringt nichts, sich über Dinge aufzuregen, die man nicht ändern kann. Natürlich können Schimpfen und Jammern befreiend wirken, es ist auch okay, mal seine Wut rauszuschreien. Aber sich dauerhaft in Problemen festzubeißen, ist verschwendete Energie. Daher gilt: Annehmen, was ist. Immer in Möglichkeiten denken anstatt in Limitierungen. Mit offenen Augen in eine unkalkulierbare Welt gehen. Das ist, was ich auf dem Segelschiff gelernt habe.

Was können sich Führungskräfte in der Apotheke von den abenteuerlustigen Piraten abschauen?

Voss: Jeder Führungskraft, die zu mir ins Coaching kommt, stelle ich die „Piratenfrage der Führung“. Die Frage hat etwas damit zu tun, dass Piraten ihre Anführung immer demokratisch aus der Mannschaft herausgewählt haben. Die Frage lautet: „Würde ich von meiner Mannschaft zur Anführerin gewählt werden, wenn sie die Wahl hätte?“ Das ist ein Akt der gesunden Selbstreflexion. Wenn sich eine Führungskraft diese Frage kritisch stellt, dann liegen im Coaching die interessanten Themen direkt am Tisch. Die meisten Menschen wollen nicht die Netteste oder den Nettesten als Führungskraft! Sie suchen nach anderen Qualitäten, wünschen sich jemanden, der sehr verlässlich ist, der Dinge sagt und dann genauso tut. Sie suchen nach Klarheit, wollen kein schwammiges Hin und Her, sondern klare Ansagen. Und das Dritte ist Fairness, Gleichbehandlung, egal in welcher Rolle, Aufgabe oder Position jemand in einem Team ist. Diese drei Qualitäten waren bei den Piraten entscheidend. Natürlich ist es toll, wenn jemand gut kommunizieren kann und Ideen hat, aber Verlässlichkeit, Klarheit und Fairness sind die drei Grundpfeiler, die gute Führung ausmachen. Eine gute Führungskraft muss die Stärke haben, unangenehme Dinge auszusprechen, Probleme zu benennen. Das ist das Gegenteil von immer nett und freundlich sein.

Was sind die wichtigsten Regeln für ein motivierendes Arbeitsklima?

Voss: In meinen Führungskräfte-Workshops nenne ich drei: Wichtig ist ehrliches, wertschätzendes Feedback, damit Menschen wissen, woran sie sind. Die zweite sind klare und von der Gruppe getragene Ziele. Wenn ein Team nicht weiß, in welche Richtung es steuert, ist es schwer, die Gruppe zusammenzuhalten. Jeder Mensch hat ein intrinsisches Bedürfnis, sich zu entwickeln und zu verbessern. „Weiter so wie bisher“ ist daher kein Ziel. Die dritte ist das herzliche und faire Miteinander. Jeder geht mit jedem respektvoll um, egal ob es die Putzfrau, der Briefträger oder die Apothekenleitung ist. Bei den Piraten gab es Hierarchien, der Anführer hatte aber nur im Kampf das Sagen. Ansonsten waren die Entscheidungen basisdemokratisch. Hierarchien sind an vielen Stellen extrem hilfreich, aber Hierarchie um der Hierarchie willen, das machen die Leute heute nicht mehr mit.

Sie haben den Stellenwert von Zielen schon angesprochen. Beim Segeln hat man immer ein Ziel vor Augen. Welche Rolle spielen Ziele im Arbeitsalltag, insbesondere für Apothekenteams?

Voss: Ziele sind wichtig, wenn man vorankommen will. Es reicht nicht, wenn die Inhaberin der Apotheke gute Ziele hat und niemand davon weiß. Eine meiner ersten Übungen in einer Teamentwicklung ist die, dass jeder in der Teambesprechung einen Zettel und einen Stift bekommt. Dann schreibt jeder für sich allein auf, was das wichtigste Ziel für die Gruppe ist. Erstens für heute, zweitens für diese Woche, drittens für diesen Monat, viertens für dieses Jahr. Und dann werden diese Zettel nebeneinandergelegt und verglichen. Das ist eine coole, einfache Übung, um zu sehen, ob bei den Zielen alle untereinander abgestimmt unterwegs sind. Meistens sind Inhaber geschockt, wie wenig klar ihre eigenen Ziele in der Organisation verankert sind. Diese Zieleübung kann man alle paar Wochen machen, ohne Schuldzuweisungen, nur als Klärung, um sicherzustellen, dass alle jederzeit auf derselben Landkarte unterwegs sind.

Drei Pirateneigenschaften für die Apothekencrew:

  1. Piraten wissen, dass Konflikte eine große Seuche sind, und sie kümmern sich darum, dass keine Konflikte entstehen.
  2. Piraten sind Teamplayer. Alleine war kein Pirat erfolgreich.
  3. Piraten haben ihre Erfolge und auch sonst alles immer gefeiert. Piraten feierten jeden Tag, weil es ein Glück war, am Leben zu sein und nicht am Galgen zu baumeln. Deshalb heißt ein Kapitel in meinem Buch. „Feiern ohne Grund.“ Ich habe immer zwei gekühlte Piccolos im Kühlschrank. Es gibt immer Anlässe, um ausgelassen zu sein! Sich etwas Gutes tun, das konnten die Piraten.

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Das ganze Interview von der Businessfrau mit der Piratenseele sowie viele weitere Tipps können Sie in unserem Kundenmagazin PHOENIX print lesen. Sie möchten das PHOENIX print kostenlos abonnieren? Schicken Sie eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..